Kaputt ist oft gleichbedeutend mit negativen Dingen: Kaputte Gegenstände sind beschädigt, nicht mehr ganz, für immer minderwertig. Selbst beim Ausbessern eines kaputten Kleidungsstücks versuchen wir, den unbeschadeten Zustand zurückzuerlangen, es wieder ganz zu machen und es wieder so perfekt und „unkaputt“ wie möglich zu machen. Von diesem Gedanken sollten wir uns distanzieren, wenn wir es mit Slow Fashion ernst meinen. Risse, Löcher und andere Makel sollten wir als Teil des (modischen) Lebens akzeptieren und ihre Schönheit feiern, indem wir sie nicht aussortieren, sondern clevere DIY-Kleiderideen umsetzen.
Vielleicht kann die japanische Kunst des Kintsugi eine neue Perspektive bieten? Mit dieser uralten Fügetechnik wird in Japan seit mindestens 600 Jahren Keramik mithilfe von Gold repariert. Die Basis bildet dabei die Philosophie des Wabi-Sabi, wonach auch kaputten Gegenständen Schönheit innewohnt. Beim traditionellen Kintsugi fügen geschickte Handwerker zerbrochene Keramiken, Porzellangegenstände und andere Tonwaren mit goldenem Lack wieder zusammen. Der Riss erstrahlt wie eine wunderschöne Verzierung und wird von einem Makel zu einer wünschenswerten Eigenschaft.
Übertragen wir diesen Gedankengang auf deinen Kleiderschrank, kannst du mit Kintsugi die Stücke, die schon bessere Tage gesehen haben und etwas Zuwendung brauchen, ganz neu entdecken. Betrachtest du Mängel nicht als unschöne Makel, sondern als Kapitel in der faszinierenden Geschichte deiner Kleidungsstücke, wertest du die Kleidung auf und machst aus Alt Neu. Warum müssen gestopfte Risse und Löcher beispielsweise immer unsichtbar sein? Lenke die Aufmerksamkeit mit Nähten und Flicken darauf, nähe und werde selber zu einem aktiven Teil der Geschichte. Gleichzeitig werden so unerwünschte Lumpen zu anregenden und einzigartigen It-Pieces.
Du suchst Inspiration? In unserem einfachen, von Kintsugi inspiriertem Video und der schrittweisen Anleitung, siehst du, wie leicht man aus alten Sachen neue machen kann.
Das brauchst du:
- Eine zerrissene Jeans (unsere ist bei einer Wanderung an Stacheldraht hängen geblieben)
- Bunt gemusterten Stoff (wir haben ein altes Geschirrtuch verwendet)
- Schere
- Stecknadeln
- Pinzette
- Nadel und Faden
So geht’s:
- Wähle einen Teil des Musters aus, der auf den Riss passt
- Bei Bedarf vergrößerst du den Riss, damit das Muster perfekt vom Riss eingefasst wird
- Franse die Kanten aus
- Stecke den gemusterten Stoff innen in der Jeans fest, so dass der Riss hinterlegt ist
- Nähe ihn fest
- Feiere die Schönheit der Unvollkommenheit!
Denke immer daran, dass es bei Kintsugi um viel mehr als nur DIY-Ideen geht. Es ist eine Geisteshaltung, die auf der Philosophie des Wabi-Sabi basiert. Die neue alte Jeans ist wegen – nicht trotz – der Unvollkommenheit schön. Mit einer DIY-Naht auf einem Riss lenkst du die Aufmerksamkeit auf die Geschichte anstatt davon abzulenken.
So werden alte Kleider wieder neu, die Jeans erhält ein weiteres Leben und kann länger im Schrank bleiben. Und der bunte Faden über dem Riss wird dich für immer an eure gemeinsame Geschichte erinnern.
Das brauchst du:
- Ein beschädigtes Kleidungsstück (mottenzerfressener Pulli, Strickjacke mit ausgefransten Ärmeln und so weiter)
- Bunte Stoffreste, Spitze, Flicken zum Aufnähen oder -bügeln, Pailletten, Glitzersteine und andere Verzierungen, die zur Größe des Lochs, Risses oder Schadens passen
- Schere
- Stecknadeln
- Nadel und Faden, Textilkleber oder ein Bügeleisen
So geht’s:
- Suche auffällige Farben, Muster und Formen
- Wähle eine Verzierung, die auf den beschädigten Bereich passt, oder einen Faden in einer strahlenden Farbe
- Klebe, nähe oder bügele die Verzierung auf und/oder stopfe das Loch mit buntem Faden in einem auffälligen Muster
Trage es mit Stolz!
Image credits:
Header image: Getty Images
Image of two japanese women walking in traditional dress: Shutterstock
Image of jeans with embellishments around holes: Shutterstock